Memento Mori im Schunkelrhythmus

Kulturanthropologische Gedanken zwischen Ostermann und Kasalla op Malote

Mit Wolfgang Oelsner, Autor des Buches »Un deit d’r Herrjott mich ins rofe«

Trauerhalle Melatenfriedhof, Piusstraße/Woensamstraße
Samstag, 6.11.2021, 15:00 Uhr
Freier Eintritt

Zumindest auf den »zweiten Blick« sind auf Kölns Friedhöfen viele Attribute des Karnevals zu entdecken. Auswärtige mag das befremden, ebenso wenn zahlreiche Karnevalslieder »das letzte Stündlein« besingen. Beides ist Teil der rheinischen DNA. Ohne Aschermittwoch keine »Nacht vor dem Fasten«, keine Fast-Nacht, kein Fastel-Ovend. Karneval definiert sich als Wendefest im Jahreskreis: vom Ausgelassenen zum Stillen, vom Üppigen zum Kargen, vom Feuer zur Asche, vom Leben zum Tod. Das klingt schaurig, wird im Rheinland aber lustig besungen. Zum Beispiel auf Sitzungen. 

»Wir kommen alle in den Himmel« sang Jupp Schmitz in den 1950er Jahren, »Es gibt ein Leben nach dem Tod« singen die Bläck Fööss. Und eins der aktuell beliebtesten Lieder der Gruppe Kasalla besingt eine Art modernen »Totentanz«: »Alle Jläser huh«. Was ist dran an Bräuchen und Liedern der vermeintlich so oberflächlichen Populärkultur? Was haben sie, was Kirchenlieder gerne hätten: Wirkung – und zwar in Herz und Gemüt!  

Gerade Verlust- und Abschiedsgedanken werden im Brauchgeschehen thematisiert. In der Mundart pflegen wir entlastende Jenseitsvorstellungen. Mit kindlicher Zuversicht halten wir an der Himmelspforte Zwiesprache mit dem Petrus, zitieren Ostermanns Verse und zeigen ihm unsere rheinische Geburtsurkunde. Sie öffnet die Paradiespforte und garantiert am »Himmelspözje« einen Logenplatz »op uns Vatterstadt«. 

Was psychologisch und kulturhistorisch dahinterstehen mag, und warum es passt, dass die Jecken im Trauermonat November die närrische Session eröffnen, das will der Vortrag aufzeigen. Seriös und augenzwinkernd, mit vielen Bildern und einigen Tonbeispielen.  

Wolfgang Oelsner, Jhrg. 1949, Pädagoge und Psychotherapeut, publizierte neben pädagogischer und psychologischer Fachliteratur zahlreiche Bücher und Medienbeiträge zum Karneval. Der Kulturpreisträger der Deutschen Fastnacht war über Jahrzehnte im Kölner Karneval musikalisch aktiv. 

Natürlich gelten bei der Veranstaltung die 3G-Regeln, außerdem Maskenpflicht beim Betreten der Trauerhalle. Ein Tipp: Es empfiehlt sich warme Kleidung, da die Trauerhalle nicht beheizt ist.

Reservierungen unter bernd@melatenfriedhof.de oder 0171 690 4283

2 Gedanken zu “Memento Mori im Schunkelrhythmus

  1. Guten Tag,
    nicht zum ersten Mal hatte ich die Ehre und das Vergnügen, Herrn Oelsners karnevalistischen Anekdoten zu folgen. Er hat so eine wunderbar emphatische Art, die verschiedenen Facetten des Kölner Karnevals zu beschreiben! Leider war er in der Trauerhalle akustisch sehr schlecht zu verstehen, was ich auch von anderen Besuchern erfuhr. Ich würde mich freuen, wenn dieser Vortrag noch mal wiederholt würde und dann unter besseren Bedingungen!
    Trotzdem vielen Dank und mit freundlichem Gruss Beatrix Weck 🌻

  2. Guten Tag, Frau Weck,

    Sie haben recht, die Akustik in der Trauerhalle war nicht gut. Der Raum bringt so einen starken Hall mit sich, dass alles Ausprobieren mit unterschiedlichen Verstärkereinstellungen vergeblich war.

    Wir werden in Zukunft andere Räumlichkeiten für die Veranstaltungen des Fördervereins nutzen.

    Herzliche Grüße,
    Bernd Woidtke
    Förderverein Melaten e.V.

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