Buchkritik: Wolfgang Oelsner – Un deit d’r Herrjott mich ens rofe

Wenn Sie durch diesen Newsletter motiviert wurden, sich intensiver mit den Karnevalisten auf Melaten und der Kulturgeschichte des Kölner Karnevals zu beschäftigen und das auch mit körperlicher Bewegung verbinden wollen, dann empfehle ich Ihnen dieses verdienstvolle Buch. Moment mal – bis auf das Seiten-Umblättern gibt es da doch keine körperliche Bewegung, oder? Weit gefehlt! Gehen Sie zum Haupteingang des Melaten-Friedhofes an der Aachener Straße (das mittlere der drei Tore), nehmen Sie das Buch in die Hand, schlagen Sie Seite 13 auf und folgen den Anweisungen des Autors. Sie können sich dann lesend den Grabmälern annähern, bei Ferdinand Franz Wallraf beginnend, der, man glaubt es kaum, Schwänke für die Stockpuppenbühne schrieb, mit Hänneschen als Hauptfigur. 

Der Autor führt die Leserin/den Leser zu all den bekannten und weniger bekannten Karnevalisten, deren Grabstätten auf Melaten liegen, darunter auch die in diesem Newsletter beschriebenen Ferdi Leisten, Gerhard Jussenhoven, Willi Ostermann, Jupp Schlösser, Jupp Schmitz. Damit man sich nicht allzu sehr verausgabt, hat er diesen Rundgang auf zwei Stunden begrenzt. Im zweiten Teil seines Buches beschreibt er dann karnevalistische Protagonisten, die abseits dieses Weges liegen, z.B. auch den hier erwähnten Thomas Liessem. 

Wolfgang Oelsner ist, wie Sie an seinem Standardwerk über die kölschen Karnevalisten sehen können, ein großer Kenner dieses Metiers. Aber nicht nur das: Als Sonderpädagoge und Kinder- und Jugendtherapeut gründete er die Schule in der Uniklinik Köln, deren Rektor er viele Jahre war. Er sorgte auch dafür, dass diese Schule für Kranke den Namen Johann-Christoph-Winters-Schule erhielt – Winters war der Gründer des Hänneschen-Theaters Anfang des 19. Jahrhunderts. 

Wolfgang Oelsner: Un deit d’r Herrjott mich ens rofe, Marzellen Verlag Köln, 2010 

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