Der renommierte Bildhauer Ludwig Gies erlebt nicht nur Erfolge: Sein »Lübecker Kruzifixus« ist der Münchner Presse und weiten Teilen des Publikums zu stark expressionistisch, und muss schließlich entfernt werden. 1937 eröffnet die nationalsozialistische Propaganda-Ausstellung »Entartete Kunst« ihre Schau mit diesem Werk.
In den Kölner Jahren gestaltet Gies zahlreiche Glasfenster für profane und sakrale Räume, darunter die berühmten Engelchöre in St. Kolumba, Reliefs und Schriftzüge aus vielerlei Materialien, u.a. für den WDR oder Die Brücke an der Hahnenstraße. Gies’ Werk ist vielgestaltig und umfangreich. Seit seiner Jugend beschäftigt er sich mit Modellieren, Metalltreiben, Ziselieren, der Herstellung von Mosaiken, Emaille und Holzbildhauerei. Er arbeitet auch in Elfenbein und machte Grafittos.
Gies übt auf die gesamte rheinische Bildhauerei nachhaltig Einfluss aus. Während des Wiederaufbaus in Köln nach 1945 entstehen großformatige architekturbezogene Arbeiten, die sich bis heute im Stadtbild erhalten haben. Auch der Bundesadler am Bonner Bundeshaus (quasi ein Markenzeichen bundesdeutscher Demokratie der 1950er) stammt von ihm. Bedeutende Arbeiten sind auch die »Trauernde« von 1954 und das Grabmal Hans Böckler auf Melaten.
Ähnlich wie Matare steht Gies dem deutschen Expressionismus nahe, beschreitet jedoch selbständige gestalterische Wege.