Dirk Bach

Dirk_Bach

* 23.04.1961 in Köln

01.10.2012 in Berlin

Kunst

LAGE DES GRABES: Lit C 14 J

1980 Mittlere Reife an der Gesamtschule Köln-Chorweiler
1985 Max-Ophüls-Förderpreis
Schauspieler in Walter Bockmayers Theaterstück ›Geierwally‹
1988 Engagement am Improvisationstheater ›Springmaus‹
1992 festes Mitglied im Ensemble des Kölner Schauspielhauses
1992 Dirk Bach Show (RTL, später Super RTL)
1996 Hauptdarsteller der Serie ›Lukas‹ (ZDF) (bis 2001)
2002 Hauptrolle in der Serie ›Der kleine Mönch‹ (ZDF) (bis 2003)
2004 Co-Moderator der Sendung ›Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!‹ (RTL) (bis 2012)

Es gibt wohl kaum einen Schauspieler, bei dem Komik und tiefer menschlicher Ernst so untrennbar vereint sind, wie bei Dirk Bach. Seine Figur ›Edgar‹, mit der er in Köln, unter anderem im Springmaus-Theater, zum Kultstar wurde, rührt auch heute noch zu Tränen. 

Er hat alle Preise gewonnen, die man als Comedy-Darsteller bekommen kann, der rührendste steht auf seinem Grab: Eigentlich sollten Sonja Zietlow und sein Nachfolger Daniel Hartwich den Deutschen Comedy-Preis für die beste Moderation erhalten (›Ich bin ein Star, holt mich hier raus!‹). Sie lehnten die Annahme aber ab und gaben die Auszeichnung posthum an Dirk Bach. 

Seine frühe Jugend wies beinahe klischeehaft die Voraussetzungen eines schauspielerischen Extremfalls auf: Auf der Gesamtschule Köln-Chorweiler blieb er dreimal sitzen und verließ die Schule nach der Mittleren Reife. Damit hatte er die Nase voll von allen Schulen. Eine Schauspielschule hat er auch nie besucht. Er schloss sich diversen freien Theatergruppen an, tourte durch die Welt: Amsterdam, Brüssel, London, New York, Utrecht, Wien waren seine Stationen. 

»Seine erste Rolle spielte er in einer Inszenierung von Heiner Müllers ›Prometheus‹, an die er sich später so erinnern sollte: ›Plötzlich saß ich da; in eine Zwangsjacke gepfercht, mit einem zerstückelten Gummi-Geschlechtsteil, einen Eselskopf übergestülpt – zwei Meter hoch auf einem Stahlstuhl. Definitiv ein erhabener Moment.‹« (Aus einem Nachruf im „Spiegel“) 

Mitte der 80er Jahre dann der große Szene-Erfolg: ›Die Geierwally‹ des Regisseurs Walter Bockmayer. Diese abgefahrene Travestie-Version des Romans von Wilhelmine von Hillern aus dem Jahre 1873 war der größte Erfolg des winzigen ›Theaters in der Filmdose‹ an der Zülpicher Straße in Köln. Bach spielte in dem Stück ab 1984 insgesamt 330 Mal. Walter Bockmayer verfilmte dieses Sujet 1988 mit Samy Orfgen, Ralph Morgenstern (der Filmdosen-Besetzung), Elisabeth Volkmann und Veronica Ferres, aber ohne Dirk Bach. 

Der machte nämlich bald einen Abstecher ins ernsthafte Genre: Er wurde festes Ensemblemitglied am Kölner Schauspielhaus. Er glänzte als Narr in Shakespeares ›Was ihr wollt‹ oder als intriganter Spiegelberg in Schillers ›Die Räuber‹. Weiter ging es mit Serien, wie ›Lukas‹ und ›Der kleine Mönch‹ beim ZDF oder der ›Dirk-Bach-Show‹ bei RTL. Von 2004 bis 2012 moderierte er mit Sonja Zietlow die deutsche Version des ›Dschungelcamps‹: ›Ich bin ein Star – holt mich hier raus!‹ Das ›Dschungelcamp‹ ist ja für manche eher eine fragwürdige Entgleisung im Unterhaltungsbusiness, aber nicht zuletzt durch Dirk Bachs ironische Moderation schaffte es die Serie in die Grimme-Preis-Verleihung. 

Im Atelier Theater an der Roonstraße in Köln begann Dirk Bachs Karriere.

2008 sah man ihn auf der Bühne des Millowitsch-Theaters, allerdings nicht in einem kölschen Volksstück, sondern in ›Sein oder Nichtsein‹ nach dem Film von Ernst Lubitsch von 1942. Die Koproduktion des Theaters im Bauturm und des Theaters der Keller handelt von einer Warschauer Schauspieltruppe, die in verschiedenen Verkleidungen die deutschen NS-Besatzer überlisten will. Dirk Bach tritt als Konzentrationslager Ehrhardt auf, eine verstörende Gratwanderung. 

Dirk Bach hat sich jenseits seiner schauspielerischen Arbeit auf vielen Feldern humanitär engagiert: für die Gleichberechtigung von Schwulen und Lesben, für Amnesty International, die Tierschutzorganisation Peta, die AIDS-Hilfe; das in diesem Zusamenhang 1996 gegründete „Lebenshaus“ wurde nach seinem Tod in „Dirk-Bach-Haus“ umbenannt. 

Im Oktober 2012 sollte Dirk Bach im Berliner Schlosstheater des Intendanten Dieter Hallervorden die Hauptrolle in dem Stück ›Kleiner König Dezember‹ spielen. Als er, der extrem zuverlässig und pünktlich war, nicht zur Probe erschien, ließ man seine Wohnung öffnen und fand ihn tot vor – Herzversagen. 

Wir haben Dirk Bach als lebenslustigen und sehr liebenswerten Kollegen kennen gelernt, umso mehr schmerzt der Verlust. In unserer Premiere hätte er als kleiner König Dezember sagen sollen: ›Und wer tot ist, wird ein Stern!‹

Dieter Hallervorden 

Wir sind alle völlig ratlos, weil wir uns darauf keinen Reim machen können. Dirk ging es gut, Dirk hatte einen Urlaub hinter sich, er hatte sogar ein bisschen abgespeckt. Er hatte sich gut erholt.

Domian live in seiner Sendung

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