Das Leben und Wirken von Vincenz Statz ist durchzogen von der Liebe zur Gotik. Auf zahlreichen Reisen studiert er die mittelalterlichen Originale. Gotik, das bedeutet im 19. Jahrhundert die positive Rückwendung ins romantisch gedachte Mittelalter. Der neugotische Stil ist durchaus politisch gefärbt. Jede europäische Nation beschwört in der Nachahmung mittelalterlicher Architektur ihre »große« Vergangenheit. Die nationalistisch aufgeheizte Rezeption der Gotik führt zwischen Frankreich und Deutschland sogar zu einem Streit der Kunsthistoriker darüber, wer die Gotik denn nun erfunden habe. Im katholischen Rheinland steht die Neugotik zudem für eine kirchen- und papsttreue Haltung.
Statz’ aktive Phase fällt genau in diese spannende, problematische Epoche. An der Dombauhütte wird er ein enger Mitarbeiter des Dombaumeisters Zwirner, der die profunden Kenntnisse seines Werkmeisters offenbar schätzt. Ein anderer Werkmeister ist Friedrich von Schmidt, der das neugotische Rathaus von Wien baut. Die Kölner Dombauhütte ist seit den 1840er Jahren eine Verbreitungszelle neugotischer Formen.
Als Diözesanbaumeister entwirft Statz an die 150 Kirchen, Pfarrerwohnungen, Krankenhäuser, Schlossbauten (Schloss Wissen), Rathäuser (etwa das zerstörte Ehrenfelder Rathaus) und Pläne für Kanzeln, Teppiche und Altäre. Seine drei herausragenden Kirchenbauten sind der neue Dom in Linz a.d.D., die Mauritiuskirche in Köln sowie die Aachener Marienkirche.
Für Melaten gestaltet Statz Grabmale: Meist Hochkreuze wie für den Juristen Ernst August Reichensperger oder für den Freiherrn von Thimus. Sein eigenes Grabmal stammt selbstverständlich auch von ihm. Mit Reichensperger schreibt Statz ein Buch über mittelalterliche Architektur alleine ein »Musterbuch der Gotik«.
Zahlreiche Ehrungen werden ihm zuteil. Statz ist Träger des bayerischen Michaelordens und des anhaltischen Hausordens vom goldenen Löwen.
In seiner Zeit also hochberühmt, bewertet das 20. Jahrhundert die Werke des Neugotikers sehr kritisch. Man unterstellt den Architekten jener Zeit fehlende Innovation und reine Nachahmung. Heute wendet sich das Blatt, da man in den Schöpfungen jener »neuen Gotik« immerhin kreative Neubehandlungen des an sich traditionellen Formenkanons erblickt.