Sie ist ein Kind des Ruhrgebiets – Gelsenkirchen ist ihre Heimat. Mit dem Tod und mit Friedhöfen hat sie sich schon seit ihrer Kindheit beschäftigt – „familiär bedingt“, wie sie sagt. Als sie 1995 nach Köln kam, war sie zunächst einmal irritiert: „Der Melatenfriedhof hat nicht mal eine Website!“ – Schock. Zwei Jahre später gab es dann eine, Administratorin: Susanne Franke. Wolfgang Stöcker, der Kunsthistoriker und Künstler, kam bald dazu. Was beide aufregte: das Abräumen von Gräbern, deren Nutzungsdauer abgelaufen ist. Warum? Auf jüdischen Friedhöfen werden die Grabstätten für die Ewigkeit angelegt. Auf christlichen nicht. Überbelegung? Heutzutage kein Thema mehr. Denkmalschutzüberlegungen gegenüber verhält sich die Stadt eher defensiv. Was tun?
Wir müssen mehr werden! Also rief Susanne Franke 2009 den „Freundeskreis Melaten“ ins Leben. Im Nu entstand eine Mailing-Liste mit inzwischen 300 Adressen. Ein erster Schritt. Höhepunkt in dieser Zeit war die zeitweise „Übernahme“ der alten Trauerhalle an der Millionenallee für eine Ausstellung zum 200. Geburtstag des Melatenfriedhofes. Über Monate wurden neben der „Dauerausstellung“ Veranstaltungen, kleinere Ausstellungen, Lesungen organisiert, die viel Zuspruch erhielten.
2015 dann rief Susanne zur Einrichtung eines Fördervereins auf. Der wurde im Januar 2016 gegründet. Susannes Hoffnung: „Es sollen bitte immer mehr dazu kommen, dann kann ich ihn abgegeben!“ Ersteres hoffen wir alle, das zweite natürlich nicht!
Ihre Lieblingsgräber? Ein „unsichtbares“: Jambga, ein 16jähriges afrikanisches Mädchen, Teil einer Schaustellergruppe, starb Ende Oktober 1898 an einer Lungenentzündung in Köln. Ein bedrückendes Beispiel kolonialer Erniedrigung. Flur 17 in B.
Der Gedenkstein für eine Hochzeitsgesellschaft, die im Oktober 1944 auf Melaten einem Bombenangriff zum Opfer fiel. Neben der alten Kapelle an der Aachener Straße.
Der Sensenmann. Traurig nicht nur wegen des Todessymbols, sondern auch wegen des nur 11 Jahre alt gewordenen Martin Steinnus, der am Fuß des Sensenmannes begraben liegt. Flur 82.
Das Sauer-Grab. Susanne: „Eigentlich heißt es heute das Blum-Grab, ich nenne es aber immer noch nach dem alten Besitzer, dem Bergwerksdirektor Sauer.“ Es zeigt einen erschöpften, vielleicht sterbenden Bergmann. Für Susanne ein ästhetisch überwältigendes Denkmal. F 76a
Was macht Susanne Franke beruflich? Sie beschreibt es so: „Ich bin in der zivilgesellschaftlichen Entwicklungszusammenarbeit tätig.“ Sie arbeitet für „Don Bosco Mondo“, eine Organisation, die sich weltweit um benachteiligte Kinder und Jugendliche kümmert. Sie berät dabei Firmen, die in Entwicklungsländern geschäftlich tätig sind, zeigt ihnen zum Beispiel, wie sie an qualifizierte Arbeitskräfte kommen können. Was bedeutet das konkret? „Nehmen wir eine Armaturenfirma. Sie will in Nairobi ihre hochtechnisierten Armaturen in Spitzenhotels einbauen. Dummerweise gibt es dafür in Kenia keine ausgebildeten Fachkräfte. Wir entwickeln eine Strategie, wie man solche Fachkräfte ausbilden kann. Davon hat die Firma etwas, die Don-Bosco-Schule – vor allem aber die Jugend des Landes. Wir schaffen Win-Win- Situationen!“ Susanne ist in ihrem Job viel unterwegs: Mexico, Brasilien, Südafrika, Kenia, Äthiopien, Vietnam, die Philippinen und Indien waren bisher ihre Stationen.
Bevor sie diesen Job annahm, war sie in der IT- Branche tätig, davor wiederum als Kommunikationsdienstleisterin. So breit wie ihre berufliche Laufbahn war auch ihr Studium angelegt: Anglistik, Amerikanistik, Komparatistik, Ur- und Frühgeschichte, Pädagogik. Promoviert hat sie mit einer Arbeit unter dem Titel: „Die Reisen der Elisabeth Lady Craven durch Europa und die Türkei 1785-86. Text, Kontext und Ideologie.“
Susanne: „Im Grund hat diese Arbeit sehr viel mit dem Melatenfriedhof zu tun: Das Reisen durch die Geschichte, das Flanieren, das Betrachten, das Reflektieren – all das finde ich auf dem Melatenfriedhof!“
Sehr geehrte Frau Dr. Franke,
wie Sie sich vielleicht erinnern, hatte wir 2016 schon einmal Kontakt wegen des Abfotografierens des Melaten-Friedhofs im Rahmen des Grabsteinprojektes. Damals hatten Sie Ihre Seite mit dem Grabsteinprojekt verlinkt, ich habe ihn allerdings nicht wiedergefunden. Gestern abend hatte wir wieder ein virtuelles Treffen vom Ahnenforscher-Stammtisch Köln und sind die Aufgabe, das Abfotografieren der Kölner Friedhöfe angegangen. Es wird sicher noch lange dauern, aber der Melaten-Friedhof, als größter Friedhof, steht mit auf dem Programm. Allerdings stellt er, wie Sie sich sicher vorstellen können, größere organisatorische Herausforderungen dar, die erst besprochen werden müssen, also kommt Zeit, kommt Rat.
Mit freundlichen Grüßen
Angelika Maul
Guten Tag, Frau Maul,
Frau Dr. Franke ist nicht mehr die Vorsitzende unseres Fördervereins, ich habe ihre Aufgabe übernommen. Da ich über ihr Projekt, das sich sehr interessant anhört und das wir sicher gerne unterstützen würden, nichts weiß, wäre es gut, wenn wir Kontakt miteinander aufnehmen könnten, am besten per Mail: bernd@melatenfriedhof.de
Mit freundlichen Grüßen,
Bernd Woidtke