Der Unbeugsame – Der Widerstand des Karl Küpper

Das meistbesuchte Grab auf dem Melatenfriedhof dürfte das von Willy Millowitsch sein. Vor allem die älteren Besucher erinnern sich an ihn als den großen kölschen Volksschauspieler, der kurz nach dem Zweiten Weltkrieg, von Konrad Adenauer angetrieben, den Kölnerinnen und Kölnern wieder gute Laune verschaffen sollte – mit Erfolg!

Wenn man vor dem Millowitsch-Grab steht und sich umdreht, schaut man auf einen Grabstein mit der Inschrift: „Karl Küpper – Karnevalist“. Auch Karl Küpper war für gute Laune zuständig, er war Büttenredner, unter dem Bühnennamen „Der Verdötschte“ war er einer der Stars des Kölner Karnevals in der Weimarer Zeit. Unter den Nationalsozialisten war er einer der wenigen, die sich nicht anpassten. Während der damalige Festkomitee-Präsident Thomas Liessem, Mitglied der NSDAP und Getränkehändler, sich geschmeidig der neuen Linie anschmiegte, macht Küpper hintergründige Witze: „Es et am räne?“ fragte er mit angehobenem rechtem Arm, was der Gestapo naturgemäß nicht gefiel. Er wurde kaltgestellt, als Soldat eingezogen. 

Nach dem Krieg sollte ihm eigentlich eine große Karriere bevorstehen, aber nichts da: Thomas Liessem war wieder da als Strippenzieher im Kölner Karneval und intrigierte, mit Hilfe Adenauers, so lange, bis Küpper keine Auftrittsangebote mehr bekam. Er eröffnete eine Kneipe in Köln Kalk und starb 1970. 

Die Volksbühne am Rudolfplatz, ehemals Millowitsch-Theater, hat ein Theaterstück dazu herausgebracht: „Der Unbeugsame – Der Widerstand des Karl Küpper“. Ich habe es mir angesehen und war beeindruckt und berührt. 

Gerd Köster, kölscher Sänger und Schauspieler, ist die Idealbesetzung für Karl Küpper. Er gibt ihn kratzbürstig, widerständig, ein bisschen eitel, aber ungeheuer komisch. Bettina Muckenhaupt, mehrfache Theaterpreisträgerin, spielt seine Frau Sophie mit doppeltem Gesicht: als treusorgende, um die Familie sich kümmernde Gattin, aber auch als Kämpferin, die nach langen Jahren den unbeugsamen Charakter ihres Mannes akzeptiert. Georg B. Lenzen ist in drei Rollen zu sehen, als schmieriger Thomas Liessem stellt er die ganze Schande des egoistischen Anpassers aus. Michael Meichßner brilliert in mehreren Rollen. 

Mit dabei sind drei Kölner Bürger, die für ihre – mitunter kritische – Haltung zum Kölner Karneval tosenden Beifall ernten.

Eine stimmige Inszenierung, die mit ihren Kölschen Tönen perfekt ins Millowitsch-Theater passt, mit ihrer aufklärerischen Haltung weit über das klassische Volkstheater hinausgeht. 

Extrem empfehlenswert!

Weitere Termine: Di. 21. Mai 2024Do. 23. Mai 2024Mo. 27. Mai 2024Di. 28. Mai 2024

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert