Ernst Wilhelm Nay studiert in Berlin bei Karl Hofer. Seine erste künstlerische Orientierung vollzieht sich in der Auseinandersetzung mit Ernst Ludwig Kirchner und Henri Matisse, aber auch mit Caspar David Friedrich und Nicolas Poussin. Seine Stillleben, Porträts und Landschaften finden große Anerkennung. Nay erhält 1931 ein neunmonatiges Stipendium für die Villa Massimo, wo seine surrealistisch-abstrakten Bilder entstehen. Der Künstler erhält ein von Edvard Munch finanziertes Arbeitsstipendium. Dies ermöglicht ihm 1937 einen Aufenthalt in Norwegen und auf den Lofoten. In den ›Fischer- und Lofotenbildern‹ erreicht sein Schaffen einen ersten Höhepunkt.
Im gleichen Jahr jedoch werden in der Ausstellung ›Entartete Kunst‹ zwei seiner Werke gezeigt. Nay bekommt Ausstellungsverbot. Zum Kriegsdienst einberufen, kommt er 1940 als Infanterist nach Frankreich, wo ihm ein französischer Bildhauer sein Atelier zur Verfügung stellt. 1945 bis 1948 vollzieht sich die künstlerische Verarbeitung der Kriegs- und Nachkriegszeit in den ›Hekatebildern‹, in denen Motive aus Mythos, Legende und Dichtung anklingen. 1949 bis 1951 kündigt sich in den ›Fugalen Bildern‹, in den glühenden Farben und verschlungenen Formen, ein Neubeginn an.
Die Kestner-Gesellschaft Hannover zeigt 1950 Nays erste Retrospektive. Ernst Wilhelm Nay beginnt in seinen ›Rhythmischen Bildern‹, die Farbe als reinen Gestaltwert einzusetzen. Ab 1955 entstehen seine ›Scheibenbilder‹, in denen runde Farbflächen subtile Raum- und Farbmodulationen im Bild organisieren. Ab 1963 finden diese ihre Weiterentwicklung in den ›Augenbildern‹.
Nay hatt seinen internationalen Durchbruch mit der ersten amerikanischen Einzelausstellung in den ›Kleeman Galleries‹, New York, im Jahr 1955; seinem Beitrag für die Biennale in Venedig 1956 sowie seinen Beteiligungen an der documenta in Kassel (1955, 1959 und 1964). Der Künstler erhält wichtige Preise und ist bei fast allen repräsentativen Ausstellungen deutscher Kunst im In- und Ausland vertreten.