Neuigkeiten von »Nonni«

Jon-Svensson-Nonni-in-Amerika-Von-Frankreich-ueber-England-nach-Amerika-Nonnis-Reise-um-die-Welt

»Jede Art zu schreiben ist erlaubt, nur nicht die langweilige.« (Voltaire)
Ob Jón Svensson – genannt »Nonni« – (*16.11.1857 in Island, 16.10.1944 in Köln) diesen Satz kannte, weiß ich nicht, aber dass seine Bücher keinesfalls langweilig sind, sondern im Gegenteil spannend und unterhaltsam, dafür lege ich meine Hand ins Feuer.

Und daher freue ich mich, als begeisterter Fan dieses isländischen Erzählers und Autors Ihnen, den Freunden des Melatenfriedhofes, heute Neues von ihm zu berichten. Aufmerksame Leser dieses Newsletters werden sich erinnern, den Namen »Nonni« schon einmal gehört zu haben bzw. im Newsletter Nr. 5, Juni 2019, Seite 8, etwas über ihn gelesen zu haben. Ganz richtig: damals schrieb ich einen Bericht über »Nonni. Ein Isländer am Rhein« und machte damit auf die gleichnamige Ausstellung in der Kapelle St. Maria Magdalena und Lazarus auf Melaten aufmerksam. Mit dieser Ausstellung wollte ich Jón Svensson zu seinem 75. Todestag ehren. Ein Jahr später, im März 2020, hatte ich erneut Gelegenheit, an diesen charismatischen Schriftsteller aus dem hohen Norden zu erinnern, und zwar im Newsletter Nr. 6, der den verschiedensten Künstlern gewidmet ist, die auf Melaten ihre letzte Ruhestätte fanden.

Heute geht es um den »Globetrotter« Jón Svensson, der diesen Namen zu Recht verdient. Nach zahlreichen Vortrags- und Lesereisen in viele Länder Europas erfüllte sich mit 80 Jahren (!) endlich sein Traum: die seit Kindheitstagen von ihm ersehnte Weltreise begann. Darüber schrieb der unternehmungslustige Weltenbummler anschließend zwei Bücher, nämlich »Nonni in Amerika. Nonnis Reise um die Welt. Band I. Von Frankreich über England nach Amerika« und »Nonni in Japan. Nonnis Reise um die Welt. Band II. Eine Reise von Amerika über den Fernen Osten nach Europa« (zurück). Natürlich erschienen diese beiden Reiseberichte schon vor vielen Jahren, nämlich Ende der 1940er Jahre. Sie wurden von Nonnis Freund und Weggefährten Hermann Anton Krose nach Nonnis Tod im Verlag Herder herausgegeben und sind (wie alle Nonnibücher!) nach wie vor bei Internet- Buchhandlungen (z.B. www.booklooker.de) als Secondhand-Exemplare erhältlich – siehe Abb. 1 + 2. Hermann A. Krose liegt übrigens nicht weit von Nonni entfernt ebenfalls auf dem Melatenfriedhof in Köln, und zwar in einer weiteren Jesuiten-Grablege am Hauptweg der Nord/Süd-Achse (Abb. 3). Er starb 5 Jahre nach Jón Svensson am 26. September 1949. Ohne ihn wären wohl auch die anderen »Nonnibücher« nie erschienen, denn Krose brachte Nonni in Kontakt mit dem Herder Verlag und daher ist er für mich der eigentliche Entdecker Jón Svenssons.

Vielleicht sind Sie erstaunt zu erfahren, dass es tatsächlich nach so langer Zeit eine Neu-Erscheinung gibt, und diese möchte ich Ihnen heute vorstellen. Der Titel ist zwar nicht neu, denn er lautet ebenfalls »Nonni in America«, ist aber trotzdem nicht ganz identisch mit dem oben genannten Buch, sondern unterscheidet sich von dem vorher erwähnten durch einen einzigen Buchstaben. Haben Sie ihn bereits entdeckt? Schauen Sie doch bitte mal ganz genau hin. Genau! Im kürzlich erschienenen Titel wird »America« mit »c« geschrieben, und das bedeutet: es handelt sich nicht etwa um einen Druckfehler, sondern um die allererste (!) englische Übersetzung (Abb. 4). Damit es aber keine Verwechslung gibt, trägt die Übersetzung den Untertitel »Around the World at 80 Years Old!« Das genaue Erscheinungsdatum war übrigens der 19.08.2021.

Bekanntlich schrieb Jón Svensson die meisten seiner Bücher auf Deutsch, die dann mit der Zeit in ca. 40 Sprachen übersetzt wurden. Seltsam dabei ist, dass die Weltsprache Englisch nicht dazu gehört – mit Ausnahme von drei Titeln: »Lost in the Arctic. Adventures of Two Boys«, »Sunny Days« und »At Skipalón« (Abb. 5). Ich habe das nie verstanden, so dass ich auf die Idee kam, zumindest den Reisebericht Nonnis durch Amerika selbst zu übersetzen. Als Nonni-Fan konnte ich es nicht ertragen, dass die Bewohner Nordamerikas nicht in den Genuss dieses spannenden und aufregenden Berichts von Nonnis Reise quer durch ihr Land kommen konnten, wenn sie nicht wenigstens Deutsch (oder Isländisch) verstanden; ja, sie erfuhren nicht einmal etwas von Jón Svensson und seinen 12 Büchern!

Da aber Englisch nicht meine Muttersprache ist, musste ich auf eine günstige Gelegenheit warten, die sich tatsächlich ergab – dank Internet. So erhielt ich eines Tages eine E-Mail von einer mir unbekannten jungen Frau aus USA, die sich sowohl für den isländischen Nationalheiligen St. Thórlak als auch für Nonni interessierte. Nach und nach wurden wir sozusagen Brief-Freundinnen, und so fragte ich die Muttersprachlerin Aimee O‘Connell, ob sie mir bei der Übersetzung von »Nonni in Amerika« behilflich sein wolle. Sie war sofort dazu bereit, und so starteten wir das »Experiment«: ich übersetzte ein Kapitel nach dem anderen und schickte meine Übersetzungen per E-Mail an Aimee. Sie las sie Korrektur und brachte die eine oder andere Verbesserung an – bis alle 56 Kapitel in teilweise amerikanisierter Version vorlagen. Nun brauchten wir natürlich einen Verleger. Dabei dachten wir beide an den gleichen, der schon das Buch »Thórlak of Iceland.The True Story of a Quiet Boy Who Became the Spiritual Heart of His People” von Aimee verlegt hatte (Abb. 6) und dem auch Nonni kein Unbekannter war, nämlich an John C. Wilhelmsson. Ihn, den halben Isländer (Johns Vater stammte aus Akureyri, der Heimatstadt Nonnis!), hatte ich bereits vor einigen Jahren für die Veröffentlichung von zwei weiteren Büchern von Jón Svensson (auf Englisch) gewinnen können: »Lost in the Fjord« (eine moderne Übersetzung von »Nonni und Manni. Zwei isländische Knaben«) und »A Journey Across Iceland«. Der zuletzt genannte Titel ist Nonnis Bericht über seinen Ritt durch Island im Jahr 1894, der damit erstmals als Buch auf Englisch veröffentlicht (Abb. 7 und 8) wurde.

Vermutlich wundern Sie sich, dass auf diesen Büchern Nonnis Vatername ganz anders geschrieben wird, nämlich mit »i«, d. h. Sveinsson. Da er der Sohn des »Svein« war, heißt er in Island natürlich immer noch Jón Sveinsson. Aber für seine deutsche Leserschaft (und danach weltweit) hatte Nonni seinen Familiennamen in »Svensson« ändern lassen, denn die deutsche Aussprache von »Svein« hätte doch zu sehr nach »Schwein« geklungen! Fand Nonni und beantragte die Namensänderung – mit Recht, finde ich!

Aber zurück zum neuen »Nonni in America«: Der Verleger John las das von Aimee überarbeitete Manuskript mit kritischen Augen und kam zu der Überzeugung, dass es wert ist, veröffentlicht zu werden. Ihm gefiel besonders auch die historische Bedeutung dieses Reiseberichts aus den Jahren 1935/36, in dem Jón Svensson solchen Persönlichkeiten wie Jules Verne, Thomas Cook, James Garfield etc. begegnete, um nur einige zu nennen. Historisch sehr interessant fand John darüber hinaus auch Nonnis Beschreibung seines Fluges von Paris nach London, zu einer Zeit, in der das Fliegen noch eine exklusive Art des Reisens war. Auch die Überquerung des Atlantischen Ozeans mit einem der größten Passagierdampfer der Welt von Southampton nach New York beschreibt Jón Svensson sehr detailliert und unterhaltsam, und last, but not least versetzen seine tage- und nächtelangen Reisen in den legendären amerikanischen Express-Luxuszügen (phantastische Träume inbegriffen!) den heutigen Leser in Erstaunen.

Um Ihnen einen kleinen Vorgeschmack zu geben, verrate ich Ihnen noch einige sehr gelungene Kapitel- Überschriften aus dem Inhaltsverzeichnis, die von John stammen:
Childhood Dreams – A Stranger in Paris – The Wonder of Flight – A Tale of Two Ships – America in Sight – Thrown Into the Water – A Visit to the Empire State Building – New York to Chicago – Experiences in Winnipeg …

Darüber hinaus hat der Verleger jedem Kapitel ein passendes historisches Foto vorangestellt, was die Lektüre noch interessanter macht.

Mit seinen 540 Seiten und einem Gewicht von 850 g ist das Buch zwar ein »Schwergewicht«, aber der Großdruck und das relativ einfache Englisch erleichtern die Lektüre dieser phantastischen Reise, die in Holland begann, wo Jón Svensson damals wohnte. Spannend ging es dann weiter über Paris, London, Southampton, Cherbourg nach New York. Dort blieb der Weltreisende einige Monate und wurde zu vielen Vorträgen (auf Englisch und Französisch) über seine Heimat Island eingeladen. Mitte Dezember 1936 bestieg er dann einen der berühmten amerikanischen Luxuszüge, der ihn nach Kanada brachte – genauer gesagt nach Winnipeg in der Provinz Manitoba, wo sein Bruder Friđrik mit seiner Familie wohnte. Dort gab es eine regelrechte Kolonie von Isländern, die während der Hungersnot Ende des 19. Jahrhunderts nach Kanada ausgewandert waren. Wie mir bei der Übersetzung erst bewusst wurde, verließen beide Jungens ihre Heimat Island im gleichen Jahr: Friđrik wanderte 1870 als Baby mit seinen Adoptiveltern nach Kanada aus, der 12-jährige Jón (Nonni) segelte im Herbst des gleichen Jahres als einziger Passagier von Akureyri nach Kopenhagen, um nach Beendigung des deutsch- französischen Krieges nach Frankreich weiterzureisen und das Stipendium an der École Libre de la Providence in Amiens aufzunehmen. Diesen schweren Abschied von seiner Mutter und von seiner Heimat beschreibt Svensson in »Nonni. Erlebnisse eines jungen Isländers von ihm selbst erzählt«; dieser Titel wurde nach seinem Erscheinen im Jahr 1913 sofort ein Bestseller.

Nach Winnipeg ging es dann abenteuerlich weiter über St. Paul, Omaha, Denver und schließlich durch (nicht ÜBER!) die Rocky Mountains nach San Francisco, der Endstation von Nonnis halber Erdumrundung. Den zweiten Teil seiner Weltreise beschreibt Svensson in seinem allerletzten Buch »Nonni in Japan«, an dessen Übersetzung ich bereits arbeite. Ob es damit im Jahr 2022 eine weitere Neu-Erscheinung geben wird, bleibt abzuwarten. Sie wäre ein schönes Geschenk zu Nonnis 165. Geburtstag und zu einem runden von mir.

Hoffentlich habe ich Sie inzwischen auf »Nonni in America« neugierig gemacht! Dann interessiert Sie sicherlich, wo Sie das Buch bestellen können. Momentan ist das Buch bei ebay.de oder direkt beim »seller« (Verkäufer) zu haben – siehe nachstehenden link des Verlags Chaos To Order Publishing. Da es sich um ein »Book on Demand« (BoD) handelt und der Verkäufer (nämlich der Verleger John C. Wilhelmsson) in Kalifornien sitzt, dauert der Versand ca. 2 – 3 Wochen. Nähere Einzelheiten finden Sie auf der Internetseite www.c2op.com.

Mehr sollte ich Ihnen nicht verraten! Am besten, Sie besorgen sich diesen vergnüglichen Reisebericht selbst und verbringen dann mit Nonni einige spannende Herbst- und Winter-Abende auf der Couch.

»Gute Reise!«, wünscht Ihnen

Friederika Priemer, 1. Vorsitzende

www.home.funcity.de/Nonni-Fanclub-Deutschland

PS: Und wer sich nicht zutraut, das Buch auf Englisch zu lesen, hat ja immer noch die Möglichkeit, auf das deutsche Original zurückzugreifen– den Titel kennen Sie ja bereits! *lächel*

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