Ex umbris et imaginibus in veritatem (Aus Schatten und Bildern zur Wahrheit, Grabinschrift auf Melaten)
Anja Schlamann ist Fotografin. Sie hat eine Serie von Bildern zu einer Ausstellung zusammengestellt, die Grabstätten auf Melaten zeigen. Das klingt zunächst einmal bekannt und gewohnt. Ihre Vorgehensweise ist aber ungewöhnlich, wie aus der Zeit gefallen!
Sie hat eine Zeitreise ins 19. Jahrhundert unternommen und mit einer Foto-Technik gearbeitet, die heute kaum noch jemand beherrscht: Sie hat mit einer selbstgebauten Lochkamera fotografiert. Mit Hilfe eines speziellen Abzugsverfahrens namens Cyanotypie entstanden in analogen Langzeitbelichtungen bläuliche Bilder, wobei sie nicht nur Gräber, sondern auch Gärtner und Totengräber ablichtete.
Für heutige Fotograf*innen klingt Anja Schlamanns Arbeitsweise beinahe meditativ. Da man das in der Lochkamera belichtete Fotopapier nur in einer Dunkelkammer auswechseln kann, sah ihr künstlerisches Vorgehen so aus: Gang zum Friedhof, bepackt mit schwerer Kamera – Aussuchen des Objekts – Belichtung prüfen – Lichtloch öffnen/belichten – ins Atelier zurück, Fotopapier in der Dunkelkammer auswechseln – ein Foto war gemacht! Bei etwa 20–30 Fotos in ihrer Ausstellung im Rhenania-Kunstzentrum kann man sich ausrechnen, wie viel Zeit dieser Prozess in Anspruch nahm.
Diese sehr sehenswerte Ausstellung wird im kommenden Jahr, aller Wahrscheinlichkeit nach in der Fastenzeit, in der Kapelle St. Maria Magdalena und Lazarus wiederholt werden.